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Eiszeit am Piburger See

„Eis ist nicht gleich Eis“.

Das weiß Ferdl Plattner, der sich im Auftrag von Ötztal Tourismus und der Gemeinde Oetz um die Kontrolle und Räumung der Eisfläche am Piburger See kümmert. Ich habe mich mit dem gebürtigen Piburger in seiner Tischlerei getroffen, um mehr über die „Eiszeit“ am Piburger See zu erfahren.

„Eismeister“ Ferdl Plattner

Kennt den Piburger See wie seine Westentache: „Eismeister“ Ferdl Plattner © Benedikt Steiner / Ötztal Tourismus

 

Vater als Spielverderber

Dabei wurde Ferdl die Arbeit als „Eismeister“ nicht gerade in die Wiege gelegt. Ganz im Gegenteil. Als Kinder bekamen sie zu Weihnachten einmal – ohne dass der Vater davon etwas wusste – Eislaufschuhe geschenkt, wie er erzählt.

Damit war das Familienoberhaupt aber gar nicht einverstanden und nahm ihnen die Geschenke gleich wieder weg, erinnert sich Ferdl an seine Kindheit, und an die Worte seines Vaters zurück: „Mit dieser Dummheit hört ihr mir auf, da brecht ihr euch nur die ‚Haxen’“. Überhaupt: An das Eislaufen am Piburger See verschwendete in früheren Jahren kaum jemand einen Gedanken.

Vielmehr war der zugefrorene See Mittel zum Zweck: Oberhalb des Sees wurde damals Holz geschlagen, welches durch eine Rinne bis zum zugefrorenen See heruntergelassen wurde, von wo es dann mithilfe von Pferden über den See hinausgezogen und weitertransportiert wurde.

Piburger See

Mystische Stimmung am winterlichen Piburger See © Benedikt Steiner / Ötztal Tourismus

 

Alle Anfänge sind … selbstgemacht

Diese Zeiten sind natürlich vorbei und mittlerweile gehören Eisläufer – und nicht Pferde – zum gewohnten Bild am winterlichen Piburger See. Von gewöhnlich kann aber nicht die Rede sein, wenn sich Ferdl an die Anfänge der Schneeräumung am zugefrorenen See zurückerinnert: Damals wurde eine alte Mähmaschine verwendet, auf welche vorne ein Brett mit einem Ski gespannt wurde, um so den Schnee wegzuräumen. Auch ein Traktor kam zum Einsatz, welcher zwei Mal durch das Eis brach und im See versank – und glücklicherweise jedes Mal wieder herausgeholt werden konnte.

Seit dem Jahr 1990 führt Ferdl ein „Eisbuch“, in welchem er die Eisdicke und weitere interessante Daten vermerkt (im letzten Jahr etwa betrug die Eisdicke am Piburger See 58 cm, was sehr viel ist). Auf meine Frage, in welchem Zeitraum der See zugefroren ist, zitiert Ferdl die Regel der „Alten“: „Ab dem 6. Dezember (Nikolaus) beginnt der See zuzufrieren und ab dem 15. April wieder aufzutauen.“

Kontrolle mit Motorsäge

Auch wenn die „Alten“ meist Recht haben, blind verlassen kann sich Ferdl auf diese Regel natürlich nicht. Deshalb wird das Eis vor der Freigabe der Eisfläche entsprechend kontrolliert – Sicherheit als oberstes Gebot. Dabei werden mithilfe einer Motorsäge Klotzen herausgefräst und die Qualität des Eises überprüft. Wovon die Eisqualität abhängt? Ferdl verweist auf die Temperaturen und den Niederschlag, aber auch die Mondphasen, die die Eisqualität beeinflussen. Seit drei Jahren gibt es auch eine 6-köpfige Eiskommission (der Bürgermeister von Oetz fungiert dabei als Obmann), welche in regelmäßigen Abständen tagt und Verbesserungsmöglichkeiten bespricht.

Auch die alte Mähmaschine hat längst ausgedient: Für die Räumung der Eisfläche stehen Ferdl und seinem „Kompagnon“ Clemens Prantl von Ötztal Tourismus ein topmoderner und umgebauter Quad mit Pflugschaufel zur Verfügung.

Damit dem Quad nicht dasselbe Schicksal wie dem „abgesoffenen“ Traktor ereilt, wird dieser – speziell zu Winterbeginn – adaptiert: Vorne und hinten am Quad wird quer eine Leiter montiert, an welchen Enden jeweils leere 50 Liter Fässer befestigt sind – und der Quad im Notfall schwimmt. Die Not macht erfinderisch!

Quad, Schneeräumung
Benedikt Steiner

Autor: Benedikt Steiner

Sobald Bewegung im Spiel ist, wird Benni hellhörig! Als begeisterter Snowboarder, Biker, Kletterer & Wanderer gibt es für ihn keinen besseren Outdoor-Spielplatz als das Ötztal.

Still sitzen können andere besser, deshalb ist Benni viel auf den Trails und unverspurten Hängen des Tals unterwegs.